Als besonders spannungsgeladen - und teils fast gehässig - wurde das Duell der beiden Politiker vom Montag auf Puls 4 beschrieben, wir dürfen also gespannt sein, was der heutige Abend bringen wird. Gleich geht es los mit Kern gegen Strolz.
Ich begrüße unsere Leser herzlich zur ORF-Konfrontation von Neos-Chef Matthias Strolz und SPÖ-Bundeskanzler Christian Kern. Die Vertreter zweier Partein, die einander gesellschaftspolitisch nahe stehen, aber in wirtschaftspolitischen Fragen weit auseinander liegen, diskutieren nun live.
Zu Gast im Studio sind Erstwählerinnen. Moderatorin Claudia Reiterer startet die Diskussion mit Steuerfragen. "Man muss immer genau hinschauen", sagt Strolz. Die Sektoren betrachten, die im internationalen Wettbewerb stehen. Steuern vereinfachen findet Kern prinzipiell nicht falsch, er will die kleineren Einkommen bekanntermaßen entlasten.
Arbeitet die Opposition für den Papierkübel? Strolz wirft Kern vor, bei der kalten Progression nur deshalb nichts zu unternehmen, weil die Idee von der Opposition kommt.
Ziel der SPÖ sei, die Mittelschichten zu entlasten, sagt Kern. Strolz sagt, er wolle alle entlasten - weil Österreich bei den Steuern weltweit im Spitzenfeld liege.
Bleibt die Erbschaftssteuer eine Koalitionsbedingung für die SPÖ? Reiterers Frage wird nicht wirklich beantwortet.
19 der 28 EU-Staaten haben Erbschaftssteuer, sagt Reiterer. Warum will Strolz sie nicht? Solange es "so eine exorbitante Belastung" der Bevölkerung gebe, will er nicht "Ja" zu einer neuen Steuer sagen.
Das nächste Thema ist die Tranparenzdatenbank. Kern spricht von einer "gemeinsamen Aufgabe" und sagt, da sei man sich einig. Derzeit sind die beiden Kandidaten (noch) nicht angriffig, sie sprechen eher über Gemeinsamkeiten als über das Trennende.
Das Wohnen zeigt die Unterschiede aufzeigen. Wohnen muss leistbar sein, sagt Strolz. Die Lösung, die die SPÖ vorschlägt - eine gesetzliche Preisfestlegung - wurde aber im Ostblock gelebt. "Sie wissen es selber besser", behaupte ich", sagt Strolz.
Kern widerspricht natürlich. In einer Großstadt gebe eine Jungfamilie 40 Prozent des Einkommens für das Wohnen auf. Hier müsse der Staat intervenieren. Die Opposition Staat versus Markt sei von gestern.
Strolz legt Kern Papiere zum Wohnen vor. "Schicken Sie mir ein E-Mail", sagt Kern. "Mache ich", meint Strolz, "aber auf das letzte haben Sie mir nicht geantwortet." Die Konfrontation wird angriffiger.
Nun geht es um die Flexibilisierung der Arbeitszeit. Die Hälfte der Betriebe frisieren am Monatsende die Stunden, sagt Strolz. Reiterer: "Haben Sie dafür Belege?"
Zum Streit kommt es auch bei der Arbeitszeit nicht. "Wir einigen uns auf das Prinzip: Es braucht hier eine Veränderung", sagt Kern. Wieder stellt er das Gemeinsame in den Vordergrund.
Strolz kritisiert das Pensionssystem: Das größte Problem sei, dass die Unter-40-Jährigen später in der Altersarmut landen werden, wenn man nicht gegensteuere. Warum tut die SPÖ nichts? Kern müsse in seinem roten Reich aufräumen. Kern sieht das nicht so. Es werde den Leuten immer eingeredet, das Pensionssystem würde unter der Last der Pensionisten zusammenbrechen, das sei Unsinn. Er singt ein Loblied auf den Wirtschaftsaufschwung.
Kern argumentiert sehr ruhig, geht immer wieder ins Detail, Strolz kommt nicht richtig zum Zug. Immer wieder gibt ihm Kern zwar Recht, geht aber nicht wirklich auf die Argumente ein. "Ich verstehe nicht, warum Sie diese Themen wegdrücken", sagt Strolz.
Als Strolz den "pinken Stachel" bringt, der die Neos im Fleisch der Regierung sein wollen, lächelt Kern das einfach weg.
Thema Dreierkoalition: Will Strolz eine Regierungszusammenarbeit mit der SPÖ? "Der Herr Kern ist kein unangenehmer Zeitgenosse, aber: Sie waren am Anfang eine größere Hoffnung als jetzt", sagt Strolz. Kern geht erneut auf die Gemeinsamkeiten ein, es gebe schon Vorschläge der Neos, die er durchlesen würde.
Reiterer bedankt sich, der Zuschauer wohl eher nicht. Die Diskussion ergab nichts Neues.
Der Schluss kam unvermittelt, aber mehr Zeit hätten die meisten in das Gespräch wohl auch nicht investieren wollen.
Wir wünschen unseren Lesern noch einen schönen und hoffentlich etwas spannenderen Abend.