Unser Ticker startet heute um 20:00 Uhr.
So, jetzt geht es los. Applaus im Publikum. Die Kontrahenten haben Platz genommen.
Lunacek sitzt links, Kurz rechts.
Warum würde eine Frau ÖVP wählen? Das will Reiterer von der Grünen Lunacek wissen. Diese versucht nachzudenken. "Vielleicht weil ihr Herr Kurz gefällt".
Kurz honoriert im Gegenzug die Leistungen der Grünen für Frauenrechte. Aber gerade bei den Herausforderungen heute seien die Grünen blind - er spielt auf den politischen Islam an.
Nun wirbt Kurz mit seinen Plänen für den ländlichen Raum, er holt aus und spricht von der Digitalisierung.
Lunacek sagt: "Landflucht ist ein weibliches Thema". Dann holt sie noch einmal aus: "Sie schaffen es bei jedem Thema, sofort zu den Flüchtlingen und zum Islam zu wechseln". Das sei jetzt beim Frauenthema nun auch wieder so.
Kurz hat bereits eine Minute mehr gesprochen, sagt Reiterer. Daher ist nun wieder Lunacek am Wort, obwohl Kurz auf den Vorwurf reagieren will.
Lunacek sieht ein Problem der Infrastruktur am Land. Vor allem betreffe das die Kindergärten. Das sei ein Frauenproblem.
"Österreich ist mehr als nur Wien", sage Minister Rupprechter, betont Kurz. Dann reagiert er auf den Vorwurf. Für viele Frauen sei das ein Thema. Viele seien empört. Er halte es für problematisch. Er kann auch nicht nachvollziehen, warum Grüne gegen ein Burkaverbot am Sonntag demonstrieren werden.
"Sie schaffen es immer wieder, die Schuld dem Islam zuzuweisen", kontert Lunacek. Sie wisse auch nichts von einer grünennahen Gruppe die gegen ein Burka-Verbot demonstriere.
"Das erste, was ich gemacht habe, war Frauen zu fördern", sagt Kurz auch zu seiner Listenerstellung. Dafür brauche er aber kein Feminist zu sein.
"In Ihrem Kabinett ist die große Mehrheit Männer", meint daraufhin Lunacek.
Kurz weist das zurück. "Das stimmt nicht."
"Wir drücken die Augen beim politischen Islamismus nicht zu", sagt Lunacek. Peter Pilz hatte aus diesem Grund die Partei verlassen, hatte Reiterer diesbezüglich gefragt. "Das lasse ich mir nicht nachsagen". "Gewalttäter sind vor Gericht zu stellen."
"Man muss bei den Männern ansetzen. Man darf nicht mit falsch verstandener Toleranz vorgehen", sagt Kurz. Nun erwähnt Kurz die islamischen Kindergärten in Wien. Lunacek verdreht die Augen. "Das war die Frage", betont Kurz. Man solle in der Frühförderung anfangen, desto besser jemand integriert sei, desto besser respektiere er "unsere Werte".
"Man muss an vielen Ecken und Enden ansetzen. Der Kindergarten ist dabei wichtig", betont auch Lunacek. "Auch bei islamischen Kindergärten gehört mehr Kontrolle her", sagt sie. Sie will aber eine Vorgehensweise gegen alle extremistische Richtungen.
"Es wäre ganz wichtig, mit jungen Männern zu arbeiten, wenn es darum geht, wie Frauen hier leben", sagt Lunacek.
"Ich bin gegen die Politik von Saudiarabien", sagt Kurz. Deswegen wolle er aber nicht die Botschaft Saudiarabiens schließen. Das umstrittene Dialogzentrum sei daher auch nicht zu schließen. Der Dialog sei vor allem mit Staaten wichtig, mit denen man nicht einer Meinung seie.
Lunacek will dieses von Saudiarabien finanzierte Zentrum hingegen schließen lassen. Sie fordert, dass sich auch Kurz kritisch über die Menschenrechtslage in Saudiarabien äußere.
Mit einer Schließung des Zentrums könne Druck auf Saudiarabien ausgeübt werden, meint Lunacek. Kurz widerspricht, das bringe überhaupt nichts. Er weist auf die Inkonsistenz der grünen Linie hin. Gegen die Verschleierung würden die Grünen auftreten, aber das Zentrum solle geschlossen werden.
"Ich glaube da liegen Sie falsch", kontert Lunacek. Das Zentrum müsse sich auch zu den Menschenrechtsverletzungen äußern.
"Ihre Politik ist eine der Schlagworte", sagt Lunacek. "Für mich ist eine Burka ein Stoffgefängnis für Frauen", stellt Lunacek klar.
Nächstes Thema: Ehe für alle.
Warum dürfte Lunacek ihre Partnerin nicht heiraten? "Ich bin froh dass es die Möglichkeit zur Verpartnerung gibt, aber ich halte es für legitim, dass in der Begrifflichkeit unterschieden wird", sagt Kurz.
"Die Ehe ist ein Rechtsinstitut für verschiedengeschlechtliche Paare", sagt Lunacek. Ihr ist es nicht verständlich das auch gleichgeschlechtlichen Paaren zuzugestehen. "Da sind Sie stockkonservativ", sagt Lunacek. Sie empfinde das als diskriminierend.
Ob eine freie Abstimmung wie in Deutschland möglich sei, will Moderatorin Reiterer wissen. Kurz will eine begriffliche Trennung. Darauf besteht er. Das erachte er für richtig.
Thema Mindestsicherung. Warum nicht Modell Tirol auf Bundesebene umlegen, will Reiterer wissen?
Lunacek ist gegen die "Fleckerlteppichlösung", in jedem Bundesland sei es anders. Sie hält das Modell in Wien besser als in Tirol. Bundesweit soll es das Modell Wien geben.
Kurz will das Modell wie es in NÖ und OÖ durchgesetzt werde. Die Mindestsicherung für Flüchtlinge gehöre deutlich reduziert, betont Kurz. 2500 Euro Leistung netto würden Familien erhalten. Das würden arbeitende Österreicher oft nicht erhalten.
"Die Mindestsicherung in Wien ist nicht gerecht. Sie gehört vor allem bei Flüchtlingen reduziert", sagt Kurz. Auch in Wien würden mittlerweile viele einsehen, dass das eine falsche Entwicklung sei.
Der Deckel bei der Mindestsicherung soll für alle gleich gelten. Wer nicht arbeitet und möglichst viele Kinder habe, profitiere am meisten. Das halte er für problematisch, so Kurz. Die Hälfte der Mindestsicherungsempfänger in Wien seien bereits ausländische Staatsbürger.
"Kurz ist ein Meister darin, sich die Wahrheit zurechtzubiegen", kontert Lunacek.
"Eine Mindestsicherung ist keine Versicherungsleistung", sagt Lunacek. Auch Österreicher die nicht eingezahlt haben, würden davon profitieren.
Ein Taferl kommt. In einer OECD-Studie würden auf der ÖVP-Homepage einfach Länder fehlen. Österreich ist der ÖVP-Statistik zufolge an oberster Stelle. In der offiziellen Statistik seien die besten Länder einfach weggeschnitten.
Hier werde ein Wahlkampf mit Fake News geführt, wie bei Donald Trump.
Kurz betont, dass unter ihm das Budget für Entwicklungszusammenarbeit erhöht worden sei. Was auf der ÖVP-Webseite stehe, wisse er nicht.
Thema Ceta. "Die Verhandlungen zu Ceta wie auch TTIP sind sehr intransparent geführt worden", sagt Kurz. Freihandel halte er allerdings für etwas Positives. Ohne Freihandel würde es viele Jobs in Österreich nicht geben. Ceta sei eh schon in Kraft getreten. Zu den umstrittenen Schiedsgerichten würde es bald eine Lösung geben.
Kanada sei ein Vorbild in vielen Dingen, betont Lunacek. Die kleingliedrige Landwirtschaft hierzulande würde aber zu den Verlierern zählen.
"Ceta ist beschlossene Sache", sagt Kurz. "Da muss schon noch der Nationalrat zustimmen", kontert Lunacek. Sie sieht eine Mehrheit gegen Ceta.
Was kann man aus Ceta und TTIP lernen? "Transparentere Verhandlungen", meint Kurz. "Wenn wir weiterhin Wohlstand wollen, wird es aber Freihandel geben müssen".
"Handel muss fair sein, das ist er aber nicht", sagt Lunacek in Richtung dieser Freihandelsabkommen. "Da muss mehr geschehen, damit diese fair sind".
Thema nun: Mögliche Koalitionen.
"Was Sie und Ihre angeblich neue Volkspartei betrifft, sehe ich kaum Überschneidungen", sagt Lunacek zu Kurz.
"Wenn ich in allen Bereichen meine Meinung ändern würde, wäre ich genehm", schmunzelt Kurz.
Kurz ist wieder beim Thema Migration und Schließung der Westbalkanroute.
"Ich habe eine Minute mehr Redezeit übrig, da habe ich ein bisschen Lust bekommen", meint Kurz scherzend, als ihn Reiterer stoppen will.
Kurz schließt keine andere Partei als Koalitionspartner aus. "Der die Wahl gewinnt, sollte den Regierungsbildungsauftrag bekommen", stellt Kurz klar.
Schlussworte. "Sie gehen in Richtung Ihrer Wunschkoalition mit den Freiheitlichen", sagt Lunacek.
Lunacek will auf Vermögensverteilung zu sprechen kommen. Reiterer stoppt sie, sie will nun die Schlussworte hören.
"Sie freuen sich, wenn viele die Grünen wählen. Ich freue mich wenn viele die Volkspartei wählen", dabei will es Kurz belassen.
Das eher zahme TV-Duell ist zu Ende. Viele Gemeinsamkeiten gab es zwar nicht, weh getan hat man sich aber auch nicht.