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TV-Duell: Kern vs. Kurz






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Die "Presse" berichtet heute ab 20 Uhr live vom letzten TV-Duell im ORF in diesem Wahlkampf. Um die Wartezeit zu verkürzen, haben wir ein Quiz vorbereitet: Haben Sie das Zeug zum Bundeskanzler?
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Guten Abend, nun ist es soweit: Wir berichten vom (man möchte es kaum glauben) letzten TV-Duell vor dem Urnengang am 15. Oktober. Dazu geladen sind die beiden Kandidaten, die den Kanzleranspruch stellen: SPÖ-Bundeskanzler Christian Kern und ÖVP-Obmann Sebastian Kurz. Beide haben (allerdings getrennt von einander) in den vergangene Tagen auch schon andere Tele-Termine absolviert, darunter ein 13-Fragen-Interview mit unserem Chefredakteur Rainer Nowak. Wer nachsehen will, hier geht es zum Kern-Clip, hier zum Kurz-Clip.
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Man darf gespannt sein, wie sich die beiden heute begegnen werden. Am Sonntag, bei ihrer Konfrontation auf Puls 4, war die Diskussion hitzig bis schmutzig ausgefallen: Raum für gegenseitige Anschuldigungen boten dort vor allem die ersten zwanzig Minuten, die um die Dirty-Campaigning-Affäre kreisten (sollten Sie den Überblick verloren haben, hier eine Schritt-für-Schritt-Zusammenfassung durch die Causa).
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Kern meint: "Wir sind uns alle bewusst, dass einer von uns beiden der nächste Regierungschef sein wird." Was sie unterscheide? "Ich bin ganz stark durch die Ära Kreisky geprägt worden, und später durch Vranitzky." Kurz sei hingegen durch Wolfgang Schüssel geprägt worden - dieser stehe für Studiengebühren, Ambulanzgebühren, Pensionsabbau.
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Welche Staatsausgaben sollen gekürzt werden? Kern will die Menschen, die arbeiten gehen so gut entlohnen, dass "sie sich etwas leisten können". Investieren will er etwa in die Pflege. Reiterer unterbricht, das sei nicht die Frage gewesen. Kern versucht es noch einmal: "Wir haben stärkere Konzernsteuern vorgeschlagen", aber auch Erbschaftssteuern ab einer Million Euro. Sparen mit Augenmaß, nennt der Kanzler das.
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Kurz stimmt Kern zu: "Man sollte nie etwas versprechen, was man nicht halten kann." Und gleich gibt es einen Seitenhieb. Er sei nicht der "Ziehsohn von Wolfgang Schüssel", wie es Kern zuvor gesagt habe. Er sei Sohn einfacher Menschen, nicht Vertreter "der Reichen". Auch das habe sie nicht gefragt, wendet Reiterer ein.
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Er wolle, dass ein Bauarbeiter in Vorarlberg dieselben Leistungen erhalte, wie ein Bauarbeiter im Osten des Landes, kommt Kern en passant zum Gesundheitsbereich. Reiterer lässt ihn nicht. "Lassen wir Herrn Kurz darauf antworten", schlägt sie vor. Kurz kommt der Aufforderung nach und wiederholt seine Forderung nach der Zusammenlegung der 21 Sozialversicherungsträger.
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Kern kritisiert neuerlich die Versprechungen des schwarzen - respektive türkisen - Wahlprogramms. Die ÖVP verspreche zu viel, das sei unseriös - konkret eine Entlastung von rund zwölf Milliarden Euro. Die SPÖ sei da realistischer, daher rede man von fünf Milliarden Euro.
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Kern meint, dass so etwas nur auf europäischer Ebene machbar sei. Um das zu illustrieren nimmt er sich "einen von Ihren Großspendern", wendet er sich an Kurz und skizziert - ohne namentliche Erwähnung - den Fall von KTM-Chef Pierer. "Solche Menschen kommen am Ende mit null Euro Steuerlast weg." Man habe "so viele Möglichkeiten", lasse aber so viel Geld liegen.
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Kern ärgert sich: In einem Unternehmen würden Manager erfolgsabhängig erreicht. "Das können Sie sich nicht vorstellen, weil Sie noch nie in einem Unternehmen gearbeitet haben", wendet er sich. Er sei in die ÖBB eingestiegen als da Unternehmen mit 350 Millionen Euro Verlust dagestanden haben - Schwarz-Blau sei Schuld daran gewesen -, als er gegangen sei, habe man 200 Millionen Euro Gewinn geschrieben.
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Der ÖVP-Chef ist unbeeindruckt: Kern habe seinen Vorschlag, die Mittelmeerroute zu schließen, als "Vollholler" bezeichnet. Er sei jedenfalls froh, "dass wir den Auslandskatastrophenfonds vervierfacht haben". "Da müssen wir mehr tun, als Österreich, um zu helfen." Illegale Flüchtlinge sollte - wie Australien - nicht nach Europa gelassen werden.
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Kurz meint, zum Glück hätten viele begriffen, dass etwas gemacht werden müsse - eben die Außengrenzen zu. Reiterer fragt, wie es mit Klimaflüchtlingen aussehe? "Der Klimawandel ist ja jetzt schon auf unserer Agenda", sagt Kurz. "Die Fluchtursache ist in den meisten Fällen ein und dieselbe: schlechte Lebensbedingungen." Es gehe aber darum, ob sie sich aussuchen könnten, in welches europäische Land sie wollen oder nicht.
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"Wir haben nur einen Planeten, den haben wir geerbt", setzt Kern an. Es müsse sichergestellt werden, dass die Pariser Klimaziele erreicht werden. Außerdem will Kern den Einsatz von Glyphosat eindämmen. "Sie wollen Glyphosat weiter haben", sagt Kern zu Kurz. Er darauf: "Ja, genau. Wir wollen Spitäler schließen, wir wollen Krebs am Teller, wir wollen alles Schlechte für dieses Land. Stimmt nur nicht." Kern bleibt ernst: Die ÖVP habe für den weiteren Einsatz der Pestizide gestimmt.
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Kurz ortet die nächste falsche Anschuldigung. "Wir wollen nicht die Konstruktion, dass Millionen an Steuergeld ins Ausland fließen, ohne zu wissen, ob es die Kinder überhaupt gibt", nennt er das Beispiel Familienförderung für Kinder im Ausland. Kern: "Fakten nennt sich das, was Sie Vorwürfe nennen; wir haben ein Modell vorgelegt, dass an einen Wohnsitz in Österreich gebunden ist."
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Kurz: "Wir werden, sollten wir gewählt werden, mit allen Parteien Gespräche führen." Türkis-Rot sei also nicht vom Tisch? "Ich werde Gespräche führen." Es gebe ja jetzt schon Gespräche zwischen FPÖ und SPÖ - "Sie achten im Fernsehen immer genau darauf, dass es eine harte Konfrontation zwischen ihnen und HC Strache gibt", meint Kurz. Danach aber treffen sie sich auf ein Bier, hält Kurz Kern ein entsprechendes Foto vor, das nach dem Puls4-Duell zwischen Kern und Strache geschossen wurde. Kern findet das lächerlich: "Das war so geheim, dass es Herr Strache über Facebook geteilt hat."
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