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    Damien Allemand, ein Journalist der Lokalzeitung Nice Matin, hat den Anschlag vor Ort miterlebt. Auf der Blogging-Plattform "Medium" beschreibt er seine Eindrücke, demnach habe der Fahrer des Lastwagens das Lenkrad wild hin und her bewegt, während er mit hohem Tempo über die Promenade gefahren sei. Er habe "Körper wie Kegel herumfliegen" gesehen.
    Die Stadt Marseille teilt via Twitter mit, dass sie das für heute Abend geplante Feuerwerk zum Nationalfeiertag absagt.

    Einschusslöcher an der Windschutzscheibt des Lastwagens, mit dem ein bislang Unbekannter über die Promenade des Anglais in Nizza gerast ist.

    Wie schon nach den Anschlägen in Paris im November, sind auch heute viele Menschen auf der Suche nach Angehörigen. Die Angst ist groß, dass sie bei dem Anschlag ums Leben gekommen sind. Unter dem Hashtag #RechercheNice haben zahlreiche Personen schon Suchaufrufe gestartet, oft in Kombination mit Fotos der Vermissten.
    Der bei dem Anschlag benutzte Lastwagen dürfte gemietet gewesen sein. Das weiße Fahrzeug sei vor einigen Tagen in der Region Provence-Alpes-Côte d'Azur gemietet worden, meldet die Agentur AFP unter Berufung auf Ermittlerkreise.
    Nach einem Bericht der Zeitung "Le Figaro" war der Fahrer allein in dem Fahrzeug.
    Abseits der Politik ziehen auch Künstler ihre Konsequenzen aus dem Anschlag: Das für Freitag in Nizza geplante Konzert von US-Superstar Rihanna fällt aus. "Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Familien", schreibt die Sängerin auf Instagram. Auch ein Jazz-Festival in Nizza ist abgesagt, wie der Verwaltungsbezirk Alpes-Maritimes mitteilte.
    Hier eine vorläufige Opferbilanz:
     
    Die meisten Todesopfer dürften Franzosen sein. Zu ihnen gibt es noch keine gesicherten Angaben. Laut französischen Medien wurden zwei Amerikaner (ein Texaner und sein elf-jähriger Sohn), eine russische Studentin, eine Armenierin und ein Ukrainer bei dem Anschlag getötet. Der Fraktionschef der Berliner CDU hat laut "Süddeutscher Zeitung" zudem den Tod von drei Deutschen bestätigt: „Mittlerweile ist es traurige Gewissheit, dass unter den Opfern auch eine Berliner Lehrerin und zwei Berliner Schülerinnen sind."
    Zudem gibt es Berichte über zwei Vermisste Italiener, einen 71-Jährigen und dessen Ehefrau. Laut belgischem Außenminister sind zudem etwa zwanzig Belgier unauffindbar.
    Ein Elternpaar, das in der Panik beim Anschlag von Nizza den Kinderwagen mit seinem Baby verloren hatte, ist dank einer im Internet verbreiteten Suchmeldung wieder mit seinem acht Monate alten Sohn vereint. "Kleiner Bub im Gedränge verloren", "blauer Kinderwagen", "gebt diese Information weiter" schrieb eine Bekannte der Eltern auf ihrer Facebook-Seite und veröffentlichte dazu ein Foto des Babys.
     
    Der Aufruf führte rasch zum Erfolg, wie eine Freundin der Familie am Freitag sagte. Eine junge Frau hatte den acht Monate alten Buben im Anschlagschaos entdeckt und mit zu sich nach Hause genommen. "Gefunden!" verkündete ein Familienmitglied schließlich erleichtert im Internet und dankte allen, die bei der Suche geholfen hatten.
    Während die Polizei heute morgen die Wohnung des Attentäters in Nizza durchsuchte, finden in der Nähe weitere Razzien statt.
     

    Was genau passierte in den tragischen Minuten in der Küstenstadt Nizza, die 84 Menschen das Leben kosteten? Eine Rekonstruktion.

    • Donnerstagabend: Das Feuerwerk anlässlich des Nationalfeiertages ist gerade beendet. An der bei Touristen beliebten Promenade des Anglais herrscht reges Treiben.
    • 23 Uhr: Langsam fährt ein großer, weißer Lastwagen zwischen Palmen entlang auf der breiten Fahrbahn.
    • Ein Motorrad holt ihn ein, fährt neben die Fahrerkabine. Der Motorradfahrer will den Lkw offenbar aufhalten, stürzt aber am Straßenrand.
    • Mehrere Männer rennen hinter dem Lastwagen her, der immer schneller wird. Der Fahrer gibt Gas. Menschen schreien und rennen von der Straße hinunter.
    • Der Fahrer bahnt sich seinen Weg auf etwa zwei Kilometern Länge durch die Menschenmenge.
    • Medienberichten zufolge ändert der Lastwagen dabei mindestens einmal die Richtung, um möglichst viele Menschen zu erfassen.
    • Hunderte geraten in Panik und flüchten. Wer im Weg ist, wird umgefahren. Auch Kinder sterben.
    • Die Polizisten eröffnen das Feuer auf den Lkw. Mehrere Kugeln treffen die Windschutzscheibe sowie die Fahrerseite des Lenkerkabine.
    • Der Fahrer stirbt. Wie es anschließend aus Polizeikreisen heißt, ist es ein 31 Jahre alter Mann tunesischer Herkunft. Ob er die französische oder tunesische Staatsbürgerschaft besitzt, war zunächst ungeklärt.
    • Der Lastwagenfahrer richtet ein regelrechtes Blutbad an. Menschen in der Umgebung laufen entsetzt auf die Straße und entdecken Dutzende Leichen.
    Botschafter: "Brauchen jetzt Entschlossenheit und Beharrlichkeit"

    Der französische Botschafter in Österreich, Pascal Teixeira da Silva, der wegen eines Empfangs anlässlich des französischen Nationalfeiertages in Tirol weilte, hat den Terroranschlag in Nizza am Freitag in Innsbruck als "abscheulich und niederträchtig" bezeichnet. "Wir brauchen jetzt Entschlossenheit und Beharrlichkeit", sagte er vor Journalisten. Die Bevölkerung dürfe sich nicht abschrecken lassen und ihren Lebensstil ändern. "Das ist die beste Antwort auf den jihadistischen Terror", betonte Teixeira da Silva: "Wir sind entschlossen, diesen Kampf weiter zu führen". Die Feiern zum 14. Juli seien Tradition und könnten nicht genauso gesichert werden wie EM-Stadien und Fanmeilen, argumentierte der französische Botschafter.
    Stichwort: Frankreichs Nationalfeiertag

    Jedes Jahr am 14. Juli feiert Frankreich seinen Nationalfeiertag. In Paris gibt es dann immer eine große Militärparade. Fliegerstaffeln ziehen über die Champs-Élysées. Im ganzen Land finden Feiern statt, so wie gestern in Nizza, wo das Fest an der Strandpromenade Ziel eines verheerenden Terrorangriffs wurde.

    Die Republik gedenkt mit dem Nationalfeiertag der Französischen Revolution: Am 14. Juli 1789 läutete der Sturm auf die Bastille das Ende des Absolutismus ein. Als Symbol gegen die Willkür des Königs stürmten die Bürger von Paris das Staatsgefängnis und befreiten die Gefangenen. Ein Jahr später kamen die Abgeordneten aller Departments und tausende Franzosen zusammen, um die Fête de la Féderacion, ein Versöhnungsfest, zu feiern. Seit 1880 ist der 14. Juli als offizieller Nationalfeiertag in Frankreich festgelegt.

    Als symbolischer Akt wird auch das gestrige Attentat auf der Promenade des Anglais in Nizza gedeutet. Der bekannteste Leitspruch der französischen Revolution „Freiheit, Gleicheit, Brüderlichkeit“ ist auch heute noch Wahlspruch der französischen Republik. Möglicherweise richtete sich der Terrorakt genau gegen diese Ideologie Frankreichs.
    Zehn Kinder getötet

    Die Staatsanwaltschaft von Nizza zieht derzeit vor Journalisten eine erste Bilanz, es handelt sich dabei aber um keine offizielle Erklärung, wie betont wird.
    Bei dem "barbarischen Akt" wurden demnach 84 Menschen getötet, darunter zehn Kinder und Jugendliche. Es gibt 202 Verletzte, bei 52 von ihnen wird der Zustand als lebensgefährlich eingestuft, fast alle von ihnen (50) werden laut Staatsanwaltschaft reanimiert.


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