Chat
Bundespräsidenten Stichwahl II






-
Der künftige Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Wahlverlierer Norbert Hofer haben sich also von ihren Anhängern feiern lassen - damit beenden wir unsere heutige Liveberichterstattung. Danke für das große Interesse! Selbstverständlich werden wir Sie auch in den kommenden Tagen ausführlich über die Hintergründe und Auswirkungen dieses Wahlsonntags informieren.
-
Van der Bellen verlässt die Sofiensäle und auch wir brechen auf. Danke fürs Mitlesen und noch einen schönen restlichen Wahlabend.
-
Jeder versucht noch, ein Foto vom VdB zu erhaschen.
-
"Dieses Signal wird nicht nur in den Hauptstädten Europas gelesen werden", sagt Van der Bellen. Seine Fans stampfen mit den Füßen. Er bedankt sich mehrfach bei allen Wahlhelfern. Dann ist er fertig. "Lothar"-Rufe, die auch noch eine Rede von Lockl gerne gehört hätten, verhallen ungehört. Stattdessen gibt es Musik.
-
Die Plakate haben ihren Dienst erwiesen. Mit diesem Beitrag verabschiede ich mich aus dem FPÖ-Parlamentsklub. Es war für die FPÖ-Fans ein enttäuschender Abend. Sie haben sich hier und heute aber schon auf die Nationalratswahl eingeschworen.
-
"Ohne euch wäre das nicht gegangen", sagt er. Er habe gedacht, das Kaunertal-Ergebnis könne man nicht übertreffen. "So ging es vom Westen bis in den Osten." In Wien habe nun "alle" Bezirke. Der Jubel ist ohrenbetäubend. "Mehr denn je"-Stimmchöre. "Wir haben Europa und der Welt gezeigt: es ist möglich, mit einer klar proeuropäischen Haltung".
-
"Hallo" sagt er. "Wir haben gewonnen."
-
An die Hymne kann sich Van der Bellen schon gewöhnen. Gesungen wird auch die zweite Strophe. Mitsingen kann da freilich niemand.
-
Endlich ist er auf der Bühne. Es gibt eine Überraschung für ihn: Sieben Kinder singen die Bundeshymne. Mit Töchtern. Dafür gibt es Beifall vom Publikum.
-
Zahlreiche Gemeinden "drehten" in Richtung Van der Bellen
Den größten Zugewinn gegenüber der aufgehobenen Stichwahl konnte Van der Bellen in der Gemeinde St. Sigmund im Sellrain mit einem Plus von 20,97 Prozentpunkten einfahren. In der Kleinstgemeinde (130 Wahlberechtigte) entschieden sich 58,9 Prozent für Van der Bellen. Beim ersten Versuch der Stichwahl kam der Ex-Grünen-Chef hier auf nur 37,93 Prozent. Insgesamt konnte Van der Bellen in mehr als 280 Gemeinden das Ergebnis zu seinen Gunsten drehen, Hofer hingegen nur in einer: In der niederösterreichischen Gemeinde Puchenstuben im Mostviertel (Bezirk Scheibbs) legte Hofer um 4,49 Prozentpunkte zu und kam bei der Wiederholung der Stichwahl auf 53,47 Prozent der Stimmen.
-
Die Stimmung ist euphorisch- und jetzt gibt es "I am from Austria", Österreichs inoffizielle Hymne (jedenfalls jene der Fußballstadien) von Rainhard Fendrich. Van der Bellen ist immer noch nicht auf der Bühne.
-
Noch mehr Musik: "Simply the Best" von Tina Turner.
-
Anschließend gibt es Udo Jürgens, der "Das ist dein Tag" singt. Bis auf die Bühne hat es Van der Bellen noch nicht geschafft, zu viele wollen ihm gratulieren.
-
Das Publikum singt "We are the Champions" von Queen.
-
Selten hat man in der Öffentlichkeit Eva Glawischnig mit einem so breiten Lächeln gesehen wie heute Abend. Allerdings, es gibt auch Tage nach dem Sieg von Alexander Van der Bellen. Dietmar Neuwirth stellt daher die Frage: Handelt es sich tatsächlich um einen Befreiungsschlag für die Grünen – oder doch um einen Pyrrhussieg?
-
-
-
Zum Schluss gab es noch eine gemeinsame Gesangseinlage: "Immer wieder Österreich. Für immer und ewig", sangen Norbert und Verena Hofer sowie Heinz-Christian und Philippa Strache.
-
Jubel braust auf, aber es ist falscher Alarm. Van der Bellen ist doch noch nicht da.
-
"Norbert, Norbert, Norbert" hallt es durch den Saal. Die FPÖ will ihren "sensationellen Erfolg" feiern. Das nächste Ziel ist klar: die Nationalratswahl.
-
In ihm habe man "einen schlafenden Bären geweckt", sagt Hofer. "Lieber Heinz-Christian, du hast mit mir einen fleißigen Wahlhelfer gewonnen." Es gebe keine Differenzen zwischen den beiden. "Wir sind ein Team." Und man habe ein Ziel: "Es heißt nicht, die FPÖ stärker zu machen. Wir wollen Österreich stärken."
-
Die Spannung steigt. Wie lange kann eine Fahrt von der Hofburg in die Sofiensäle dauern? Oder gab es dazwischen eine kleine Rauchpause für VdB?
-
"Ich war heute wirklich sehr, sehr traurig", sagt Hofer. Was war ausschlaggebend für die Niederlage? "Die Wahlempfehlung Mitterlehners. Natürlich." Das sei "ein Selbstmordattentat" gewesen.
-
Die Wahlempfehlung von ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner für Van der Bellen habe Stimmen gekostet - im ländlichen Raum, in Oberösterreich, analysiert Strache. "Wir werden noch viele Erfolge gemeinsam feiern", sagt Strache in Richtung Hofer. Das nächste Ziel: die Nationalratswahl. "Lässt die Köpfe nicht hängen."
-
"Der Chef ist auf dem Weg", heißt es. "Bitte in der Mitte links und rechts Platz machen". Tatsächlich - es funktioniert.
-
Meinungsforscher halten es für fraglich, wie lang der "Koalitionsfriede" nach der geschlagenen Wahl hält. Im Falle einer Vorverlegung der Nationalratswahl - so sind sie (fast) einer Meinung - könnte auf die FPÖ eine Personaldebatte zukommen.
-
Die Kameramänner bereiten sich schon auf die Ankunft Van der Bellens vor.
-
"Sieger der Herzen bist und bleibst du, lieber Norbert", sagt die Moderatorin. Nun spricht Strache. Es sei ein "exzellenter Wahlkampf" gewesen. Man sei "knapp Zweiter" geworden und die FPÖ "in der Mitte der Gesellschaft angekommen". Nun gratuliert er Van der Bellen. Der müsse die Gräben zuschütten.
-
Riesiger Applaus und "Norbert"-Rufe: Man ahnt kaum, dass die Wahl verloren ging.
-
Es wird langsam eng und stickig in den Sofiensälen. Bald soll Van der Bellen eintreffen. Vorher gibt es noch "I can't get no) Satisfaction" von den Rolling Stones.
-
Und es erklingt doch: "Immer wieder Österreich" hallt aus den Lautsprechern bei der FPÖ.
-
Die Fans nehmen auf der Bühne Aufstellung. Zumindest zwei "Danke Österreich"-Schilder werden bereits hoch gehalten.
-
Ein paar Reaktionen internationaler Medien
"Tagesspiegel" (Berlin):
"Alexander van der Bellen hat gezeigt, dass Parolen nicht das letzte Wort sein müssen. Der Grüne hat sich behauptet gegen die, die vereinfachen. Und gegen die, die sagen, dass die Menschen, unpolitisch, wie sie geworden seien, anders nicht zu erreichen wären. Doch, sind sie. Gerade die Vervielfältigung der Medien kann auch eine Chance sein; es wird ja nicht bloß das Gerücht transportiert, sondern auch das Argument."
Frankfurter Allgemeine":
Van der Bellens Sieg scheint die neue Dominotheorie zu widerlegen, nach der ein westliches Land nach dem anderen in die Hände von Rechtspopulisten fällt. ... Aber ganz so einfach war das sowieso nie. ... In Großbritannien gab es noch nie große Mehrheiten für die EU-Mitgliedschaft .... In Amerika war Clinton eine sehr zwiespältige und von Skandalen belastete Kandidatin .... Und in Österreich ist die FPÖ keine neue politische Bewegung, sondern eine etablierte Partei, die schon an mehreren Regierungen beteiligt war. Die Niederlage ihres Kandidaten bedeutet sicher nicht, dass die FPÖ und ihre Themen in absehbarer Zeit ... verschwinden werden. ... Man sollte Van der Bellens Wahlsieg als Entscheidung gegen Hofer verstehen, aber nicht als Rückbesinnung einer ganzen Nation auf die Ideale des linksliberalen "juste milieu". ...
-
Das Licht geht aus. Nun ist es wohl gleich so weit. Alles wartet auf Strache und Hofer.
-
Schau an, schau an, der Raum ist fast wieder voll. Die bei der FPÖ traditionellen "Immer wieder Österreich"-Chöre blieben heute bislang aus.
-
Straches Facebook-Fans widersprechenFPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hat auf Facebook dazu aufgerufen, darauf zu vertrauen, dass Van der Bellen „ein Bundespräsident aller Österreicherinnen und Österreicher sein wird. Jeder hat einen Vertrauensvorschuss verdient, das ist das grundlegende Fairnessprinzip jeder Demokratie.“ Viele Anhänger wollen das aber nicht befolgen, wie Kommentare zu dem Posting zeigen. „Ich werde VdB nicht anerkennen“, heißt es da etwa mehrfach, oder „Niemals werde ich VdB vertrauen“.
-
Ein bisschen warten heißt es nun doch noch: Um 21Uhr sollen Strache und Hofer im FPÖ-Parlamentsklub auftreten.
-
Das sind übrigens einige der Front National-Mitglieder bzw. Sympathisanten. Sie unterhalten sich bei ihren FPÖ-Freunden gut, geben teils fleißig Interviews. Der Herr ganz rechts ist Axel Loustau. Er ist gewählter Vertreter des Front National im Regionalrat Ile de France. Ein anderer Herr (nicht im Bild) gibt an, Mitarbeiter und guter Freund von FN-Chefin Marine Le Pen zu sein.
-
Die FPÖ war letztlich zu wenig seriös für Platz 1, schreibt Oliver Pink in seinem Kommentar "Zu viel 'Dämon', zu wenig Staatsmann".
-
Der niederländische Rechtspopulist Geert Wilders lobt Norbert Hofer auf Twitter für seinen Mut. "Tapfer gekämpft FPÖ - @norbertghofer, mutig gekämpft FPÖ - @norbertghofer, du hast mutig gekämpft - @norbertghofer. Viel Respekt dafür!", schreibt Wilders. Auch die französische Front-National-Chefin Marine Le Pen twitterte Glückwünsche: "Glückwunsch an die FPÖ, die sich mutig geschlagen hat: Die nächsten Parlamentswahlen werden solche ihres Sieges sein."
-
Laute Buhrufe gibt es bei Van der Bellens Wahlparty für die TV-Auftritte von Gudenus und Ursula Stenzel. "Ohne sie hätten wir nicht gewonnen", meint ein Zuschauer.
-
Wer wählte wen warum? Wir zeigen es ihnen in interaktiven Grafiken.
-
"Es ist mir ein Vergnügen, meine herzlichsten Glückwünsche zu Ihrer Wahl als Bundespräsident der Republik Österreich zu übermitteln", erklärt EU-Ratspräsident Donald Tusk zum Wahlsieg von Alexander Van der Bellen. Im Namen des Europäischen Rates und persönlich "wünsche Ich Ihnen jeden Erfolg" während der Präsidentschaft.
-
Van der Bellen holte diesmal alle LandeshauptstädteVan der Bellen verdankt seinen Einzug in die Hofburg vor allem den Wählern in Städten bzw. deren Umland. In den Landeshauptstädten war er besonders erfolgreich. Bei der Wiederholungswahl holte er sich auf Anhieb gleich mit der Auszählung der Urnenwahl alle neun Landeshauptstädte. Im Mai war Eisenstadt erst mit der Briefwahl von Hofer zu Van der Bellen gewandert. Die Hauptstadtergebnisse für Van der Bellen fielen diesmal überall weit besser aus als im Mai. Damals kam er nur in Linz, Graz und Wien über die 60er-Marke, diesmal zusätzlich noch in Salzburg, Innsbruck und Bregenz.
-
Die Räumlichkeiten füllen sich nun doch wieder. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und Norbert Hofer werden in Kürze erwartet.
-
"Ho-ho Vorarlberg", ruft jemand durch die Sofiensäle. Dort hat Van der Bellen besonders stark abgeschnitten. "Im Grunde genommen, war es keine Wiederholung, sondern eine Neuwahl, weil die Welt verändert sich", sagt der nun Gewählte, dessen Pressekonferenz hier übertragen wird.
-
Van der Bellen will sich "sehr bemühen, für alle Österreicher da zu sein". Wie Heinz Fischer wolle er auch die Türen für die Wirtschaft im Ausland offen halten. "Meine Überzeugung, dass Österreich ein großes Land ist und es auch in Zukunft sein wird", werde ihn durch die nächsten 6 Jahre tragen.
-
"Heute ist ein historischer Tag", betont Van der Bellen. Im Grunde genommen habe es sich nicht um eine Wiederholung gehandelt, sondern um eine Neuwahl, denn die Welt habe sich verändert - Stichwort Brexit und Trump. Auch die Wählerzusammensetzung habe sich verändert. Historisch nennt Van der Bellen auch die breite Bewegung, die seine Kampagne getragen habe. "Die Energie dieser hundertttausenden Leute hat mich durch den Wahlkampf getragen." Von Wien aus gehe heute "ein rot-weiß-rotes Signal durch Europa".
-
Van der Bellen tritt erneut vor die Medien: Er gratuliert Hofer zu seinem "respektablen Ergebnis" und dankt seinen Wählern. Er verweist auf den gewachsenen Vorsprung im Vergleich zum Mai.
-
Die Angelobungsfrage
Van der Bellen wollte sich am Sonntag nicht festlegen, ob er eine FPÖ-geführte Regierung angeloben würde. "Das werden Sie heute am Wahlsonntag nicht aus mir rausbekommen", sagte er im ORF auf eine entsprechende Frage. Er betonte, dass es ihm wichtig sei, dass die Bundesregierung eine proeuropäische Haltung vertrete. "Ich wiederhole, dass ich glaube, dass es im besten Interesse Österreichs ist, ein Mitglied der EU zu bleiben", sagte er. Er werde alles daran setzen, dass auch die künftige Bundesregierung diesen Weg fortsetze.
-
Hiroyuki Kikko ist ein japanischer TV-Journalist. Auch er ist heute da. Die Wahl in Österreich sei nach dem Brexit und der Trump-Wahl auch in Japan von Interesse. "Es verändert sich etwas in der Welt", sagt Kikko.